Bonn

27. August 2015

Sportanlage Wasserland des SC Fortuna Bonn
Wasserland 12–14, 53129 Bonn

 

Workshop

Was macht eigentlich ein Sportverein, wenn er sich entschließt, auch Flüchtlinge in sein Sportprogramm zu integrieren? Wie fängt man das an? Wie läuft die Kontaktaufnahme? Was muss erledigt werden? Papierkram? Räume? Finanzen? Welche Probleme treten auf? Was läuft gut? Was läuft schlecht? Woran mangelt es?
Fragen über Fragen, die an diesem Donnerstag in den Räumlichkeiten des Bonner Tennis- und Hockeyvereins (BTHV) gemeinsam mit Vertretern verschiedener lokal ansässiger Sportvereine aufgeworfen, besprochen und geklärt werden sollen. Der Workshop für Sportvereine „Sport mit Flüchtlingen“ ist ein Angebot des Landessportbundes NRW. Durch den Workshop führen Siggi Blum, im Landessportbund zuständig für Integration, und Prof. Dr. Ulf Gebken von der Universität Duisburg-Essen. Der dreistündige Austausch ist geprägt von einem intensiven Dialog und macht deutlich, wo die Problematiken liegen, aber auch, wo es Lösungsansätze gibt. Die Kontaktaufnahme sei manchmal die größte Hürde, denn aus Sicherheitsgründen und als direkte Schutzmaßnahme für die Flüchtlinge werden die Adressen der Flüchtlingsunterkünfte oft nicht mehr von den Behörden bekannt gegeben. Eine Reaktion auf eine Kette von rechtsextremen Anschlägen auf Flüchtlingsheime in Deutschland. In solchen Momenten neigt man dann dazu, zu fragen: In was für einem Land leben wir eigentlich?
Weitere Probleme liegen in der oftmals nur unregelmäßigen Teilnahme der Flüchtlinge an den Sportangeboten. Auch der Transport ist für manche Vereine eine schwierig zu koordinierende Angelegenheit: wie kommt ein Flüchtling vom Flüchtlingsheim zum Training? Ein ehrenamtlicher Fahrer? Das erfordert eine gute Vernetzung. Auch kulturelle und sprachliche Barrieren gilt es zu überwinden.

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An diesem Workshop nehmen sowohl Vertreter von Sportvereinen ohne eigene Erfahrungen, aber auch solche teil, die schon länger mit Flüchtlingen arbeiten. Zum Beispiel Niklas Fischbach vom Post-Sportverein Bonn 1926 e.V. Er bietet schon seit einiger Zeit ein Fußballtraining auch für Flüchtlinge an. An diesem Nachmittag erzählt er, dass er sich gefragt habe: wie gehe ich jetzt mit diesen zum Teil stark traumatisierten Jugendlichen um? Samthandschuhe? Keine Rote Karte? Er sei dann zu dem Schluss gekommen, diese Jugendlichen wie alle anderen zu behandeln, sodass sie auch die Möglichkeit hätten, einfach mal abzuschalten. Es gehe auch darum, nicht ständig daran erinnert zu werden, dass alles noch sehr fremd sei und dass man sich nach seiner fernen Heimat sehne. Solche Tipps sind natürlich gerade für diejenigen wertvoll, die noch gar keine Erfahrungen machen konnten. Bei der Flüchtlingshilfe gilt also: Vernetzen ist ein wichtiger Schritt! Und zu akzeptieren, dass die Schritte in Richtung Erfolg klein sind und dass auch Rückschläge dazu gehören. Geduld, Ausdauer, Kreativität und Empathie sind gefragt. Dass es sich lohnt, und dass Sportangebote vor allem jungen Flüchtlingen den Einstieg in die Gesellschaft erleichtern, darüber sind sich die Vereinsvertreter einig. Denn Sport verbindet, auch ohne Worte. Er baut Brücken und schafft durch im Team erlebte Erfolge und Niederlagen ein Gemeinschaftsgefühl.

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